Das Internet als Black Box für Verschwörungstheorien
„Kostengünstiges Internet ist erst durch Werbung möglich“, rechtfertigt twyn-group-Vorstand Mayrhofer Cookies & Co.
Bei der Diskussion „Keine Angst vor Daten“ sah sich das Publikum mit einem stark veränderten Podium konfrontiert: Eva Souhrada-Kirchmayer von der Österr. Datenschutzkommision war nicht gekommen und anstatt Ernst Haslinger und Claudia Belina nahm Peter Mayerhofer als Vertreter und neuer Vorstand der twyn group in der Runde Platz. Es war auch Mayerhofer, der noch vor der Tür gesagt haben soll: „Daten sind da und alles was auf der Welt da ist, wird auch verwendet.“
Diesen Satz griff Anton Jenzer, Präsident des DMVÖ, in seiner Keynote auf, um die allgemeine Situation der Werbenden näher zu erklären: „Wir haben auf der einen Seite eine Art Online-Black-Box, die Unwissenheit über die vorhandenen technischen Möglichkeiten befördert. Dieser undefinierte Raum bietet Platz für Spekulationen und Verschwörungstheorien – hier müssen wir durch Aufklärung und Transparenz entgegenwirken.“
„Code of Conduct“ kommt online
Auf der anderen Seite sei Österreich Vorreiter für Datenschutzbestimmungen in der EU, strich der DMVÖ-Vertreter die legale Haltung Österreichs heraus. Gerade werde intensiv daran gearbeitet, den „Code of Conduct“, der im Offline-Bereich bereits gelte, möglichst zeitnah auch auf den Online-Bereich auszuweiten – anvisiert sei das erste Halbjahr 2012.
Das Recht auf die eigenen Daten
Michael M. Pachinger von der Plattform IT-Law.at gab zu bedenken, dass es aus Konsumentensicht schwierig sei, die Datenübergabe zu verfolgen – man denke nur an die omnipräsenten Like-Button-Variationen. „Man soll den User aufklären und ihm sagen, was mit seinen Daten geschieht. Cookies zeichnen das Surfverhalten auf, ohne dass der User zugestimmt hat. Wenn dabei personenbezogene Daten gespeichert werden, dann macht es Sinn, den User zu fragen.“
Tranparenz ist eine Frage der Methodik
Trotz aller Einigkeit am Podium, brachte gerade dieser Einwurf die wahre Problemstellung zu Tage. „Vor jedem Mal Werbung müsste ein Flash-Pop-Up kommen und um die Zustimmung fragen“, erklärte Mayrhofer die Problemstellung. „Das wäre nicht praktikabel. Wir können aber andere Methoden anwenden. Zum Beispiel ist es möglich, jeder getargeteten Werbung einen Info-Button anzuhängen, aus dem hervorgeht, durch wen diese Werbung ausgeliefert wurde und die zusätzlich eine Opt-Out-Option anbietet. Zusätzlich wird es für den Konsumenten möglich, thematische Präferenzen anzugeben.“
Das Mysterium der sieben freien Daten
Generell sei zwischen anonymisierten und personalisierten Daten zu unterscheiden, führte Mayrhofer aus. „Wir erstellen kein Nutzer- sondern ein Nutzungsprofil.“ Jenzer bestätigte: „Es gibt natürlich Bereiche, wo personenbezogene Daten gespeichert werden. Hier gibt es eine klare Regelung. Es gibt sieben freie Daten, die ich solange bearbeiten darf, bis der Benutzer widerspricht, dazu gehören etwa Vor- und Nachname. Die Mailadresse hingegen ist schon Opt-In-pflichtig.“ Durch die Überprüfungen der Datenschutzkommision gebe es klare Spielregeln, führte der Vertreter des DMVÖ weiter aus und verortete die Hochburg der schwarzen Schafe in Nigeria.
Schwarze Schafe
Rechtsexperte Pachinger konterte, dass es etwas wie die sieben freien Daten nicht gebe. Das Sammeln persönlicher Daten ohne direkte Geschäftsbeziehung oder anderer nachweisbarer Gründe sei gesetzlich verboten. Auch Richie Pettauer, Betreiber des Blogs Datenschmutz, hakte bei diesem Kommentar ein. „Ein schwarzes Schaf sitzt auch auf der Bühne“ rief er und stellte dabei aber nicht klar, ob er damit sich selbst als bekennenden Sammler persönlicher Daten meinte oder auf den Vertreter der Twyn Group abzielte.
Das „European Privacy Seal“
Pachinger empfahl abschließend noch das European Privacy Seal als neues Gütesiegel und gab den Werbern den Rat mit auf den Weg, den Kunden die Vorteile von Tracking näher zu bringen: „Wir müssen dem User die Benefits kommunizieren, schließlich sind wir nicht bei Big Brother.“ „Kostengünstiges Internet ist erst durch Werbung möglich“, rechtfertigt Mayrhofer Cookies & Co. (tara/derStandard.at/28.9.2011)