Onlinemedien-Förderung, AKM für Zeitungscontent und Killer-Cookies
Der Medien- und Vermarktergipfel wurde dominiert von Rufen nach einer Förderung und einer marktfreundlichen Umsetzung der EU-Cookie-Richtlinie
Mit kämpferischen Aussagen eröffneten die Podiumsgäste unter der Leitung von ZiB2-Moderator Armin Wolf den zweiten Tag des Werbeplannung Summit 11. Ob es dabei um das brandaktuelle Thema der EU-Cookie-Richtlinie oder den österreichischen Status als Online-Entwicklungsland ging, Wolfgang Bretschko, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, Matthias Ehrlich vom Vermarkter United Internet Media und Martin Staudinger, Geschäftsführer Purpur Media, zeigten aktiven Gestaltungswillen.
„Die Wirtschaft und die Agenturen haben verstanden, dass die Zukunft digital sein wird“, sagte Staudinger. Der digitale Markt in Österreich befinde sich „an einem kritischen Punkt. Um einen innovativen Online-Markt zu erschaffen, muss Gerechtigkeit von der Medienpolitik geschaffen werden, um nicht von den internationalen Riesen wie Google erdrückt zu werden.“ Staudinger fordert „eine Onlinemedien-Förderung, wir brauchen Innovationen und neue Arten der Zusammenarbeit für einen vitalen österreichischen Medienmarkt.“
Kopf: AKM für Zeitungscontent
ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf unterstützte die Vorstöße der Runde in Richtung Medienförderung und stieß zudem einen Gedanken zu einer weiteren Monetarisierungsmöglichkeit an. „Wenn wir Medienvielfalt wollen, werden wir über Förderungen nachdenken müssen. Wir haben im Zuge von Rahmenbedingungen für den Markt auch schon eine Art AKM für Zeitungscontent angedacht“, sagte Kopf, „man müsste überprüfen, ob wir das so gegen die Internetriesen durchbringen könnten.“
„EU-Richtlinie wird von unten nach oben töten“
Auch die EU-Richtlinie zum Thema Cookies ließ die Gemüter hochkochen. Matthias Ehrlich, der neben seiner Vermarkterprofession auch im Vorstand des deutschen Bundesverbandes für digitale Wirtschaft sitzt, brachte das Problem aus Sicht der Werbewirtschaft auf den Punkt. „Jede Wirtschaft stößt, wenn sie erwachsen wird, an Rahmenbedingungen. Mit der Cookie-Richtlinie schießt uns die EU ein Tool weg, das die gesamte Werbelandschaft braucht“, sagte Ehrlich. Die Politik werde daran bewertet werden, „wie sie die Formulierung umsetzt. Wenn das Gesetz kommt, tötet es von unten nach oben. Es werden 50 bis 60 Prozent der lokalen Anbieter verschwinden, denn die Menschen sind es gewohnt, das Internet barrierefrei zu nutzen. Es gilt immer zu bedenken: Die Online-Wirtschaft wird über Werbung finanziert“, erklärte Ehrlich.
Bretschko: „Wir messen immer besser“
Wolfgang Bretschko positionierte sich als Gegenpol und hielt fest, dass er nicht auf die Entscheidungen der Politik warten wolle, sondern es den Gestaltungswillen der Wirtschaft brauche, um neue Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit Hilfe des frisch gelaunchten Vermarkterportals „Premiumnet“ wolle er seine Onlineumsätze in den nächsten Jahren verdreifachen. Zusätzlich brach er eine Lanze für Österreichs positive Entwicklungstendenzen. „Wir gehen in Richtung einer gemeinsamen Währung, Visits und Unique Clients, wir messen immer besser und auch die Webanalyse wird immer genauer.“
Lob für Webanalyse
Auch Matthias Ehrlich bestätigte die hervorragende Qualität der Österreichischen Webanalyse ÖWA und verteidigte zudem die oft bekrittelte Praxis, verschiedene Messwerte zur Analyse heranzuziehen. Österreich sei zusammen mit Deutschland Land mit den besten Messdaten in Europa. „Hier wurde mit einem Riesenaufwand für die kleine Industrie gestartet. Man muss die Komplexität erlauben, die wirklich da ist. Man braucht drei bis vier Werte um ein multidimensionales Bild sehen zu können.“
Abschließend sandte die Kommunikationswissenschaftlerin Julia Wippersberg (Uni Wien) einen Appell an ihre Kollegen aus der Wissenschaft: „Wir brauchen systematisierte und strukturierte Messgeräte, damit das Userverhalten sowohl quantitativ als auch endlich qualitativ besser erfasst werden kann.“